Luther und die Juden

BuchcoverKarl-Heinz Büchner, Bernd P. Kammermeier, Reinhold Schlotz und Robert Zwilling haben Luthers Buch Von den Juden und ihren Lügen als Originaltext mit einer Übertragung in heutiges Deutsch herausgegeben.

Verlagsinformation
Das Vorwort
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ISBN 978-3-86569-196-5


Man kann sich der Assoziationen beim Lesen der Luther-Worte nicht entziehen…

War es nur ein Zufall, dass am 10. November 1938, genau an Luthers Geburtstag, Synagogen in Deutschland brannten? Nur eine üble Vereinnahmung durch die Nazis?

Keineswegs: Die nationalsozialistische Ideologie fand unter Protestanten glühende Verehrer. Sie selbst stellten die gedankliche Linie von Luthers Judenhass zum Antisemitismus der Nazis her.

Aufsätze wie die des Kirchenhistorikers Hans Preuß in der angesehenen Allgemeinen Evangelischen-Lutherischen Kirchenzeitung (AELKZ) »Luther und Hitler« gab es zahlreiche. Darin wurden beide als deutsche Führer zur Errettung des Deutschen Volkes gesehen.

So muss nunmehr auch die EKD über ihre Botschafterin des Lutherjahrs, Margot Käßmann, die Wirkungsmacht der Lutherschen Hasstiraden eingestehen: »Das Pamphlet von 1543 habe oft als Rechtfertigung für Diskriminierung, Ausgrenzung und Mord gedient und sei in der NS-Zeit häufig nachgedruckt worden.« (Luther2017.de) Und weiter zitiert Käßmann mit Recht den Herausgeber des Hetzblattes »Der Stürmer«, Julius Streicher, der in den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen sagte:

»Dr. Martin Luther säße sicher heute an meiner Stelle auf der Anklagebank.«

Oder mit anderen Worten:

»Was Hitler getan, hat Luther geraten, mit Ausnahme der direkten Tötung durch Gaskammern.«

(Karl Jaspers, Philosophie und Welt. Piper-Verlag 1958, S.162)

Die Quellen:

Luthers Sieben-Punkte-Programm

»Was wollen wir Christen nun anfangen mit diesem verworfenen und verdammten Volk der Juden? Zu ertragen sind sie für uns nicht, solange sie hier sind und wir solches Lügen, Lästern und Fluchen von ihnen hinnehmen müssen, auf dass wir nicht mitschuldig werden an all ihren Lügen, Fluchen und Lästerungen. […]
Ich will meinen wohlgemeinten Rat geben.
Erstens, dass man ihre Synagogen oder Schulen anzünde und was nicht verbrennen will, mit Erde üherhäufe und überschütte, sodass kein Mensch für alle Zeiten weder Stein noch Schlacke davon sehe. […]
Mose schreibt (5.Mose 13,13-17], dass da, wo eine Stadt Götzen anbetet, man diese mit Feuer ganz zerstören soll, sodass nichts davon zurückbleibt. Und wenn er jetzt lebte, so wäre er der erste, der die Synagogen und Judenhäuser ansteckte. […]
Zweitens sollte man auch ihre Häuser abbrechen und zerstören, denn sie treiben darin genau das gleiche, wie in ihren Synagogen. Stattdessen mag man sie etwa unter ein Dach oder in einen Stall tun, wie die Zigeuner, damit sie wissen, dass sie nicht Herren in unserem Land sind, wie sie sich derzeit rühmen, sondern im Elend und gefangen, dass sie uns deswegen ohne Unterlass vor Gott anklagen, herumjammern und schreien.
Zum dritten möge man ihnen alle ihre Gebetbüchlein und Talmude nehmen, in denen solcher Götzendienst, Lügen, Fluch und Lästerung gelehrt wird.
Zum vierten soll man ihren Rabbinern bei Leib und Leben verbieten, weiterhin zu lehren. Denn ein solches Amt haben sie mit allem Recht verloren, weil sie, die armen Juden mit dem Spruch Moses [5. Mose 17) gebunden sind, der da gebietet, sie sollen ihren Lehrern gehorchen bei Verlust des Leibes und der Seele, wo doch Mose daselbst klar hinzufügt, was sie dich lehren nach dem Gesetz des Herrn, das sollst du halten. Solches übergehen die Bösewichter und nutzen den Gehorsam des armen Volkes mit Absicht gegen das Gesetz des Herrn aus und flößen ihnen solches Gift, Fluch und Lästerung ein. Ebenso wie uns der Papst mit dem Spruch (Mt 16,18): »Du bist Petrus«. usw., gefangen hielt, sodass wir alle glauben mussten, was er uns vorlog und vorschwindelte aus seinem Teufelskopf, indem er uns nicht nach dem Worte Gottes lehrte. Deswegen hat er das Lehramt verwirkt.
Zum fünften soll man den Juden das freie Geleit auf den Straßen ganz und gar verwehren und verbieten. Denn sie haben nichts im Land zu suchen, weil sie weder Herren, noch Amtsleute, noch Händler oder dergleichen sind. Sie sollen daheimbleiben. […]
Zum sechsten soll man ihnen Wuchern verbieten, was ihnen schon Mose verboten hatte. Da sie nicht in ihrem eigenen Land sind, können sie nicht Herren über ein fremdes sein. Und man nehme ihnen alle Barschaft und Wertsachen wie Silber und Gold und lege es zur Verwahrung beiseite. Grund dafür ist, dass sie uns alles, was sie haben, wie oben gesagt, durch ihren Wucherzins gestohlen und geraubt haben, weil sie sonst keinen anderen Erwerb haben. […]
Siebtens soll man den jungen und starken Juden und Jüdinnen Flegel, Axt, Hacke, Spaten, Spinnrocken und Spindel in die Hand geben und sie ihr Brot verdienen lassen im Schweiße ihres Angesichts, wie es Adams Kindern auferlegt ist [1. Mose 3). Denn das kann nicht sein, dass sie uns verfluchte Gojim im Schweiße unseres Angesichts arbeiten lassen, und sie, die heiligen Leute, das Ergebnis unserer Arbeit hinter dem Ofen im Müßiggang mit Rülpsen und Furzen verzehren wollen. Und sie prahlen auch noch lästerlich angesichts unseres Schweißes, dass sie die Herren der Christen seien. Man müsste sie notfalls zur Arbeit prügeln.
Wir aber müssen befürchten, sie könnten uns schaden an Leib, Weib, Kind, Gesinde und Vieh usw., falls sie uns dienen oder für uns arbeiten sollten, weil davon auszugehen ist, dass diese edlen Herren der Welt wie giftige, ungenießbare Würmer keine Arbeit gewohnt sind und sich ungern unter den verfluchten Gojim derart demütigen lassen würden. So lasst uns der einfachen Klugheit der anderen Nationen wie Frankreich, Spanien, Böhmen usw. folgen und wie diese das zurückverlangen, was sie uns abgezockt und danach gütlich geteilt haben. Diese Völker haben sie aber für immer aus dem Land getrieben. Denn wie gesagt, Gottes Zorn ist so groß über sie, dass sie durch sanfte Barmherzigkeit nur noch schlimmer und schlimmer, durch Strenge aber kaum besser werden. Darum nur weg mit ihnen.«

(Martin Luther, Von den Juden und ihren Lügen, Wittenberg 1543, zitiert nach: Karl-Heinz Büchner, Bernd P. Kammermeier, Reinhold Schlotz und Robert Zwilling (Hrsg.), Alibri Verlag, Aschaffenburg 2016,  S.247 ff.)

Der frühe Luther – zuerst milder

(seine Schrift von 1523 – „Dass Jesus Christus ein geborener Jude sei“ als er noch glaubte, die Juden bekehren zu können)

»Wir treiben sie jetzt nur mit Gewalt und gehen mit lügnerischem Gerede um, … geben ihnen Schuld, sie müssten Christenblut haben … und was des Narren Werkes mehr ist … Will man ihnen helfen, so muss man nicht des Papstes, sondern der christlichen Liebe Gesetz an ihnen üben und sie freundlich annehmen, mit handeln und arbeiten lassen, damit sie Ursachen und Raum gewinnen, bei und um uns zu sein, unsere christliche Lehre und Leben zu hören und zu sehen.«

(Zitiert nach: T. Gidal, Die Juden in Deutschland von der Römerzeit bis zur Weimarer Republik, Gütersloh 1988, S.81)

Der späte Luther

»Von unseren obersten Herren, welche Juden unter sich haben, wünsche und erbitte ich mir, dass sie gegen diese elenden Leute eine gnadenlose Barmherzigkeit üben mögen, wie schon oben gesagt, um zu sehen, ob das etwas helfen würde. So, wie die hilfsbereiten Ärzte, wenn das heilige Feuer (Wundbrand) in den Beinen ist, mit Unbarmherzigkeit vorgehen und schneiden, sägen, brennen, Fleisch, Adern, Mark und Knochen abtrennen, so verfahre man hier auch, verbrenne ihre Synagogen und verbiete alles, was ich oben gesagt habe. Man zwinge sie zur Arbeit und verfahre mit ihnen mit aller Unnachsichtigkeit, so wie es Moses in der Wüste tat, als er 3.000 totschlug, damit nicht das ganze Volk verdorben werde. Sie wissen wirklich nicht, was sie tun, und wollen es wie besessene Leute weder wissen, hören noch lernen. Deshalb kann man hier keine Nachsicht üben und sie in ihrem Wesen stärken. Hilft das nicht, dann müssen wir sie wie tollwütige Menschen fortjagen, damit wir uns nicht an ihren abscheulichen Lästerungen und Untaten mitschuldig machen und mit ihnen Gottes Zorn verdienen und verdammt werden. Ich habe das Meine getan. Jeder muss sehen, dass er das Seine tut. Ich bin entschuldigt.«

(Zitiert nach: Büchner u.a., S.291 und 293)

Hitler im Geiste Luthers

»So glaube ich heute im Sinne des allmächtigen Schöpfers zu handeln: Indem ich mich des Juden erwehre, kämpfe ich für das Werk des Herrn.«

(Adolf Hitler, Mein Kampf, Band I, 281.-285. Auflage, München 1938)

Luthers Originalton

»Wenn ich einen Juden taufe, will ich ihn an die Elbbrücke führen, einen Stein an den Hals hängen und ihn hinabstoßen und sagen: Ich taufe dich im Namen Abrahams.«

(Martin Luther, Tischreden, Nr. 1795)