Bei den grausamen Hexenverfolgungen denken wir zuerst an die katholische Kirche, die »Hexenbulle« von Papst Innozenz VIII. 1484 oder an das kirchliche Handbuch zur Aufspürung und Vernichtung der »Hexen« – den »Hexenhammer« von 1486.
Für Unwetter, Missernten, Viehseuchen, weibliche Unfruchtbarkeit, Impotenz und Schäden anderer Art wurden im Aberglauben des späten Mittelalters zunehmend Zauberinnen bzw. Hexen verantwortlich gemacht. Ein theologisiertes Strafrecht unterwarf die »Hexe« einem peinlichen Verhör und einer grausamen Folterung, der in aller Regel die Ertränkung oder die Verbrennung bei lebendigem Leibe folgte.
Der Hexenwahn war aber keineswegs auf den Katholizismus begrenzt. Die theologisch gerechtfertigte, furchtbare Tötung von Frauen (und Männern!) in protestantischen Landen hatte noch größere Ausmaße angenommen als in den katholisch gebliebenen Territorien des Reiches. Die Rechtfertigung hierfür finden wir bei Luther.
Mit der letzten Hexenverbrennung 1775 war dieses abscheuliche Wüten nicht beendet. Auch heute noch werden Hexen in vielen Ländern der Welt von unterschiedlichem Religionen verfolgt. In den letzten 50 Jahren mehr als zwischen 1430 und 1775 in Europa! Es zeigt sich hier wieder: Religion wird schnell zur mörderischen Waffe.
Quellen:
Luthers Hexenwahn
»Es ist ein überaus gerechtes Gesetz, dass die Zauberinnen getötet werden, denn sie richten viel Schaden an, was bisweilen ignoriert wird, sie können nämlich Milch, Butter und alles aus einem Haus stehlen […] Sie können ein Kind verzaubern […] Auch können sie geheimnisvolle Krankheiten im menschlichen Knie erzeugen, dass der Körper verzehrt wird […] Schaden fügen sie nämlich an Körpern und Seelen zu, sie verabreichen Tränke und Beschwörungen, um Hass hervorzurufen, Liebe, Unwetter, alle Verwüstungen im Haus, auf dem Acker, über eine Entfernung von einer Meile und mehr machen sie mit ihren Zauberpfeilen Hinkende, dass niemand heilen kann […] Die Zauberinnen sollen getötet werden, weil sie Diebe sind, Ehebrecher, Räuber, Mörder […] Sie schaden mannigfaltig. Also sollen sie getötet werden, nicht allein weil sie schaden, sondern auch, weil sie Umgang mit dem Satan haben.«
(Luther. Predigt am 06. Mai 1526. WA 16,551 f., gegen die Hexen).
Luther trifft »Hexe« persönlich
»Ich habe dieser Tage einen Ehefall gehabt, da die Frau den Mann mit Gift umbringen wollte, also dass er Eidechsen hat ausgebrochen. Da sie auf der Folter verhört wurde, wollte sie nichts bekennen. Denn solche Zauberinnen sind stumm und verachten die Pein. Der Teufel lässt sie nicht reden. Derartige Tatsachen geben Zeugnis genug, dass man an solchen Leuten ein Exempel statuiere, damit andere abgeschreckt würden. […] Mit denselben soll man keine Barmherzigkeit haben. Ich wollte sie selber verbrennen.«
(Johannes Aurifaber, Tischreden, Gaubisch, Eisleben 1566, S.307b)