Luther und die Bauern

Die immer mehr entrechteten und ausgebeuteten Bauern hatten auf Luther und die Ideen der Reformation gehofft!

Lehre des »reinen Evangeliums«, Wahl ihrer Pfarrer, Abschaffung der Leibeigenschaft, Reduzierung der Frondienste und Steuern, Wiederherstellung der Allmende… – all dies waren Forderungen des von Armut und Unfreiheit gedrückten Landvolkes.

In Luthers Reformation beabsichtigt war jedoch nicht die politische und wirtschaftliche Umverteilung hin zum Dritten Stand, also den Bauern und Stadtbürgern. Gemeint war vielmehr die Verteilung des Eigentums und der Macht der katholischen Kirche hin zu den protestantischen Landesfürsten. Zusätzlich zu ihrer ohnehin schon bestehenden weltlichen Macht sollten die Fürsten als »Notbischöfe« auch über ihre jeweilige evangelische Landeskirche gebieten.

Luther stellte sich also auf die Seite der protestantischen Fürsten. Er fühlte sich zu Dank verpflichte, weil diese seine Lehre und ihn persönlich vor dem katholischen Kaiser und der Inquisition der katholischen Kirche schützten.

Als die Niederlage der politisch und militärisch unerfahrenen Bauern sich schon im Mai 1525 deutlich abzeichnete, trat Luther mit seiner Schrift »Wider die räuberischen und mörderischen Rotten der Bauern« ausfallend und maßlos nach.

Er tat es, weil er nach anfänglicher milder Kritik an den Landesfürsten und Verständnis für die Lage der Bauern, sich dem protestantischen Hochadel umso mehr anbiedern wollte. Die Fürsten konnten mit der ihnen von Luther angetragenen »Einheit von Thron und Altar« sehr zufrieden sein.

Wir sehen hier den Beginn der gesteigerten protestantischen Obrigkeitshörigkeit, die bis zum Wilhelminischen Kaiserreich und bis zum Dritten Reich Adolf Hitlers andauerte.

Quellen:

Der noch verständnisvolle Luther

»An die Fürsten und Herren

Erstlich mögen wir niemand anderem auf Erden solches Unglück und solchen Aufruhr verdanken als euch Fürsten und Herren, vor allem euch blinden Bischöfen und tollen Pfaffen und Mönchen, die ihr, noch heutigen Tages verstockt, nicht aufhört zu toben und zu wüten wider das heilige Evangelium, obgleich ihr wißt, daß es recht ist, und dies auch nicht widerlegen könnt. Dazu tut ihr im weltlichen Regiment nicht mehr, als daß ihr schindet und schätzet, um euer Pracht und euren Hochmut auszuüben, bis der arme, gemeine Mann dies nicht länger ertragen kann noch mag. Das Schwert ist euch auf dem Hals, noch meinet ihr, ihr säßet so fest im Sattel, daß man euch nicht auszuhebeln vermöchte. Solche Sicherheit und verstockte Vermessenheit werden euch den Hals brechen, das werdet ihr sehen […]«

(Martin Luther, Ermahnung zum Frieden auf die 12 Artikel der Bauernschaft;  Der Deutsche Bauernkrieg Quellen zur Geschichte und Politik; Hrsg. Kettel, Joachim; Wietzorek, Paul; Heilbronn 1984, S.86)

Abrechnung

»Drum soll hier zuschmeißen, würgen und stechen, heimlich oder öffentlich, wer da kann, und gedenken, dass nichts Giftigeres, Schädlicheres, Teuflischeres sein kann, denn ein aufrührerischer Mensch. Gleich als wenn man einen tollen Hund totschlagen muss; schlägst du nicht, so schlägt er dich, und ein ganzes Land mit dir. […] Solch wunderliche Zeiten sind jetzt, dass ein Fürst den Himmel mit Blutvergießen verdienen kann, bass, denn andre mit Beten […] Drum, liebe Herren, loset hier, rettet hier, helft hier, erbarmet euch der armen Leute, steche, schlage, würge hier, wer da kann. Bleibst du drüber tot, wohl dir, seliglichern Tod kannst du nimmermehr überkommen. Denn du stirbst in Gehorsam göttlichen Wortes und Befehls, Röm. 13,4, und im Dienst der Liebe, deinen Nächsten zu erretten aus der Hölle und Teufelsbanden.«

(Martin Luther, Wider die mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern, Mai 1525 o.O., zitiert nach Hans Heinrich Borcherdt (Hrsg.), Martin Luther, Ausgewählte Werke, Bd.4, München 1923, S. 294ff; WA18,357-361)

Prediger im Dienst der Obrigkeit

»Prediger sind die allergrößten Totschläger. Denn sie ermahnen die Obrigkeit, dass sie entschlossen ihres Amtes walte und die Schädlinge bestrafe. Ich habe im Aufruhr alle Bauern erschlagen; all ihr Blut ist auf meinem Hals. Aber ich schiebe es auf unseren Herrgott; der hat mir befohlen, solches zu reden.«

(WA, Tischreden, Band 3, Weimar 1914, Nr. 2911b., S.75)