Fachtagung am Samstag, 21. Okt. 2017 in Bochum über die Abgründe eines Reformators und eine Kirche, die ihn feiert

Tagungsablauf:

Samstag, 21. Oktober

09:00 Uhr
Frühstücksbuffet & Möglichkeit zur Betrachtung der Ausstellung:
Von Golgatha nach Auschwitz

10.00 Uhr
Begrüßung

10.15 Uhr
Dr. Reinhold Schlotz:
Von Golgatha nach Auschwitz –
Die Mitverantwortung des
Christentums für den Holocaust
Der Vortrag gibt einen kompakten Überblick über die christliche Judenfeindschaft und ihre dramatischen Folgen für die jüdische Bevölkerung. Es wird gezeigt, dass Judenhass schon im Neuen Testament angelegt ist und durch die ersten Kirchenväter so gefestigt wurde, dass er sich in den folgenden Jahrhunderten bis in die Zeit des Nationalsozialismus und darüber hinaus immer wieder Bahn brach.
Thematisiert wird auch die Verstrickung beider Großkirchen mit dem Nazi-Regime. Quintessenz ist die Erkenntnis, dass die christliche Judenfeindschaft zwar keine hinreichende, aber sehr wohl eine notwendige Voraussetzung für die Katastrophe des Holocaust war.

11.15 Uhr
Prof. Dr. Robert Zwilling:
Darf man einen großen Judenhasser 10 Jahre lang
mit Millionenaufwand vermarkten?

Martin Luther war über die Jahrhunderte hin stets eine austauschbare Projektionsfläche für den jeweiligen Zeitgeist und die unterschiedlichsten Interessen der Mächtigen. Er stand im 19. Jahrhundert während des Kaiserreichs für das nationale Deutschtum, diente im 20. Jahrhundert den Nationalsozialisten als Rechtfertigung für die Judenvernichtung und wird im 21. Jahrhundert von der Evangelischen Kirche mit einem Aufwand von hunderten von Millionen Euro im großen Stil vermarktet.
Aber schon zu Lebzeiten war Luther ein Spielball der Mächtigen. Bedenkt man das unvorstellbare Elend über Jahrhunderte hin als Folge der letztlich sinnlosen Religionsstreitigkeiten,dann hätte die Reformation besser nicht stattgefunden. Und Martin Luther war kein Christ, da er immer wieder in Wort und Schrift gegen grundlegende Werte der christlichen Lehre verstieß. Die Evangelische Kirche hätte daher besser daran getan, den historischen Luther in seiner Zeit zu belassen, statt ihn zu einer Ikone des 21. Jahrhunderts hochzustilisieren und ihn 10 Jahre lang zu feiern. Hierfür ist er nicht geeignet. Wenn die Evangelische Kirche nicht mehr an Substanz aufzubieten hat als die Berufung auf einen großen Judenhasser, dann entblößt dies die Leere ihres Angebots.

12.15 Uhr
Dr. Karl-Heinz Büchner
Luthers Erfolg als Reformator,
Selbstdarstellung
und Wahrnehmung durch andere
Wie man sich denken kann, ist der durchschlagende Erfolg des Wirkens Martin Luthers nicht auf seine Lehre, seine Opposition zum Papst oder seine Charakterfestigkeit zurückzuführen. Auch seine Übertragung des Neuen Testaments und später des Alten Testaments können nicht die Ursache dafür sein. All das gab es auch schon vor Luther, ohne dass dies zu einem Machtverlust der Papstkirche geführt hätte. Anhand seiner Lebensdaten bis zum Reichstag von Worms, seiner Äußerungen über und Haltungen zu verschiedenen Personengruppen soll ein Charakterbild Luthers gezeichnet werden, wobei besonders auf seinen Streit mit den reformatorischen Kollegen aus Zürich eingegangen wird.

13.00 Uhr
Mittagspause

14.00 Uhr
Bernd P. Kammermeier:
Luthers judenfeindliche Schriften
Luther wuchs im antijudaistischen Umfeld der römischen Kirche auf. So verfiel er deren Irrtum, das von Christen so genannte „Alte Testament“ sei lediglich eine „Vorrede“ zum Neuen Testament, um die Ankunft Jesu Christi zu verkünden. Unter dieser Prämisse übersetzte er die Bibel und schrieb viele Texte, in denen er gegen andere Religionen hetzte. Dabei benutzte er nicht nur eine Fäkalsprache mit vielen üblen Beleidigungen, sondern er sprach Juden 23 Jahre lang jedes Existenzrecht in christlichen Ländern ab. Heute muss man seine Intention als antisemitisch und rassistisch bezeichnen.Vorgetragen werden Auszüge aus acht seiner judenfeindlichen Schriften, die für eine Neuedition erstmals in heutiges Deutsch übertragen wurden, um Luthers Hetze zu begreifen. Höhepunkt ist sein „Sieben-Punkt-Programm“ zur Vernichtung des Judentums in Deutschland, das er 1543 in „Von den Juden und ihren Lügen“ der Obrigkeit anriet – und das 400 Jahre später die Nazis ausführten.

14.45 Uhr
Hartmann Schimpf & Dr. Armin Schreiner:
Nicht nur fundamentalistischer Judenhasser:
Andere Feindbilder des Hasspredigers Luther
»Wenn ich einen Juden taufe, will ich ihn an die Elbbrücke führen, einen Stein an den Hals hängen und ihn hinabstoßen und sagen: Ich taufe dich im Namen Abrahams.« Luther erklärte so offen nicht nur seinen Judenhass. Genauso eindeutig äußerte er seinen Wunsch, den Papst und die Kardinäle an den Galgen zu bringen. Er forderte dazu auf, von der Lehre abweichende Prediger zu töten, „Hexen“ zu verbrennen, behinderte Kinder zu ersäufen, Ketzer zu rädern, Prostituierte zu ädern und zu rädern und aufständische Bauern mit dem Schwert zu erschlagen. Als größte Feindin des Glaubens brandmarkte Luther die Vernunft, der er die “Augen ausstechen” wollte.

15.30 Uhr Kaffeepause

16.00 Uhr
Dr. Reinhold Schlotz:
GUTER LUTHER – böser Luther
Wie die evangelische Kirche Luthers Judenhass relativiert

Der Judenhass des „späten Luther“ wird von Vertretern der evangelischen Kirche nicht verschwiegen, sondern mitunter scharf kritisiert. Es wird dabei aber regelmäßig darauf hingewiesen, dass der „frühe Luther“ den Juden gegenüber eine freundliche Gesinnung hatte und sie sogar in die christliche Gemeinschaft aufnehmen wollte. In den Vordergrund gerückt wird hierbei seine Schrift von 1523 „Dass Jesus Christus ein geborener Jude sei“. Der Diskurs wird dabei auf die Fragestellung fokussiert, wie aus dem „Judenfreund“ der Judenhasser Luther werden konnte. Der Vortrag beleuchtet Luthers Schrift von 1523 und zeigt, dass auch dieser Text nicht als judenfreundlich eingestuft werden kann, dass Luther zu keiner Zeit ein Freund der Juden war. Weiterhin wird gezeigt, dass die EKD mit ihren medialen Möglichkeiten der breiten Öffentlichkeit permanent ein durch und durch positives Lutherbild vermittelt. Damit wird verhindert, den Volkshelden Martin Luther als das wahrzunehmen, was er tatsächlich war: ein Antisemit und Hassprediger.

17.00 Uhr
Abschluss-Workshop:
Medienanalyse:
Luther in Schulbüchern und in Publikationen der politischen Bildung

Ansätze zur Aufklärung über den Hassprediger und seine Propagandisten

18.00 Uhr
Tagungsende & Möglichkeit zum Abendessen

Die Referenten:
Karl-Heinz Büchner, Bernd P. Kammermeier, Reinhold Schlotz und Robert Zwilling sind Herausgeber der Reihe: Martin Luther – Judenfeindliche Schriften.
Hartmann Schimpf ist Verfasser der Broschüre: Hassprediger Luther – Abgründe eines Reformators
Armin Schreiner ist der beste Luther-Darsteller

Organisatorisches:
Veranstalterin: Initiative Religionsfrei im Revier, Regionalgruppe Ruhr der GBS und des IBKA
in Kooperation mit dem IBKA NRW

Termin: Samstag, 21. 10. 2017

Tagungsort: Kultur-Bahnhof Langendreer, Wallbaumweg 108, 44894 Bochum
Eine Wegbeschreibung und weitere Hinweise (z. B. zur Verpflegung) werden mit der Anmeldebestätigung verschickt.

Ein Teilnahmebeitrag wird nicht erhoben. Spenden sind sehr willkommen.
Spendenkonto: freiraum e.V., IBAN: DE48 4306 0129 0307 7708 00, Stichwort: Tagung 21.10.2017

Eine Anmeldung bis zum 16. 10. 17 ist sehr erwünscht an:
E-mail: Tagung@religionsfrei-im-revier.de I Telefon: 0234 29831889
Briefpost: Religionsfrei im Revier, c/o Bahnhof Langendreer, Wallbaumweg 108, 44894 Bochum

Tagungsleitung: Martin Budich

Die Tagungseinladung als PDF-Datei

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